Beitrags-Archiv für die Kategory 'Lebensmittel'

Fleisch macht Geschichten

Sonntag, 24. Februar 2008 16:11

Beim morgendlichen Zeitung lesen bleibe ich auf Seite 17 des Standard (Ausgabe vom 23./24. 2. 2008) hängen. Da steht ein ganzseitiges Inserat der AMA (Agrarmarkt Austria) mit dem Titel: „Fleisch bringt´s wirklich.“ Im Text wird dann sehr ausführlich erklärt, dass moderne Ernährungsempfehlungen nicht mehr auf große Mengen an Kohlehydraten setzen, sondern auf Obst, Gemüse, Fisch – und Fleisch. „Denn Fleisch macht tatsächlich groß und stark.“ Als Argument dafür werden frühzeitliche Jäger ebenso angeführt wie der bekannte Lebensmittelexperte Udo Pollmer und der österreichische Mediziner Meinrad Lindschinger. Dann folgen Informationen über die wertvollen Inhaltstoffe von Fleisch, der Hinweis, dass selbst reines Schweineschmalz kaum Cholesterin enthält und mageres Schweinefleisch sogar den Cholesterinspiegel senken kann. Die Botschaft des Inserats mutet fast schon ketzerisch an, weil sie so gar nicht dem Mainstream der Ernährungsempfehlungen folgt. Das hat, finde ich, ja schon wieder einen gewissen Reiz.

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Ein Blick in die eben erschienene Ausgabe des Lebensmittelberichtes zeigt den Hintergrund dieser Bemühungen: Der Fleischkonsum in den privaten Haushalten Österreichs ist rückläufig. Er ist von 2005 auf 2006 um 4,2 Prozent gesunken. Da muss offenbar gegengesteuert werden.

Aus Umweltsicht wäre der sinkende Fleischkonsum  durchaus positiv zu bewerten. Denn „die Umweltbelastungen durch die intensive Tierproduktion sind sehr hoch, das heißt ein veränderter (Fleisch aus ökologischer Produktion) oder reduzierter Fleischkonsum hätte längerfristig ökologisch positive Auswirkungen“, schreibt Nachhaltigkeitsexperte Karl Michael Brunner in seinem aktuellen Buch „Ernährungsalltag im Wandel. Chancen für Nachhaltigkeit“, S. 12.

Von der AMA kann man wahrscheinlich keine ganzheitlichere Beurteilung des Fleischkonsums verlangen. Aber was sagt eigentlich BM Josef Pröll zu solchen Inseraten? Als Landwirtschaftsminister müsste er die Imagekampagne fürs Fleisch gut finden, als Umweltminster sollte er dagegen sein. . .

 

 

Thema: Marktforschung, Lebensmittel, Ich mach mir Gedanken | Comments Off | Autor: sonja

Ungeduld im Februar

Sonntag, 17. Februar 2008 16:24

Ungeduld ist die Todsünde des Gärtners schreibt Ute Woltron im Rondo vom 16. Februar 2008, und meint damit: es hat keinen Sinn, die Samen für das Gemüsebeet zu früh in die Erde zu stecken, denn die Zeit bis zum Auspflanzen ist einfach noch zu lang. Ungeduld in gärtnerischer Hinsicht wird mit langen, schwächlichen, wässrigen Pflanzen bestraft, die spätestens kurz vor der Ernte k.o. geben. Also bitte Geduld, liebe Gärtnerinnen und Gärtner!

Aber was ist mit der Ungeduld der Köchin und der Essenden, wenn es Ende Februar wird, weit und breit (zumindest bei uns) kein frisches Grünzeug in Sicht ist und Karotten, Chinakohl und Kraut gewisse Unlustgefühle erzeugen? Im Supermarkt gibt es Eissalat, Paprika und Tomaten aus den plastikbedeckten Landschaften Spaniens, Frühlingszwiebel und Zucchini aus Italien (ist zumindest geografisch näher). Ungeduldige, die hier zugreifen, werden mit tendenziell geschmacklosem Essen bestraft und viele wahrscheinlich auch mit einem schlechten Gewissen (lange Transportwege, hoher Energieeinsatz, Klimakiller!).

Wir ÖsterreicherInnen essen schließlich lieber regionale Lebensmittel. Das haben wir jetzt auch amtlich, denn so steht es im Lebensmittelbericht 2008, den Landwirtschaftsminister Josef Pröll vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Danach ist die österreichische Herkunft das wichtigste Kriterium für den Kauf von Lebensmitteln, gefolgt von Qualität, Regionalität und Frische.

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Quelle: Lebensmittelbericht 2008, S. 153

Allerdings spielt die österreichische Herkunft vor allem bei Milch, Butter und Schweinefleisch eine große Rolle. Bei Obst und Gemüse ist zwar die Frische das wichtigste Kriterium für die Kaufentscheidung, nicht aber die österreichische Herkunft. Das gibt mir zu denken: Ist denn nicht gerade bei den meisten Obst- und Gemüsesorten ein kurzer Transportweg mit größtmöglicher Frische verbunden? Oder wurden die Daten vielleicht im Februar erhoben, wo wir alle schon ein bisschen leiden unter dem eingeschränkten Angebot an regionalem Obst und Gemüse?

Wie auch immer, Auswege gibt es: Sie reichen von

a) mehr Geduld aufbringen, über

b) den Eigenanbau von Kresse am Fensterbrett,

c) die gelegentliche Verwendung von Tiefkühlgemüse bis zu

d) vermehrten Anstrengungen was den kreativen Einsatz von Lagergemüse betrifft.

Ich persönlich entscheide mich für einen Mix aus all dem. Hat jemand eine bessere Idee?

ad c): Blattspinat mit Kokosmilch:

Für 3 Personen ca. 400 Gramm Blattspinat (TK) mit ein wenig Butter und Wasser dünsten. Mit Salz, einer Prise Muskat und einem kräftigen Schuss Kokosmilch (Tetrapack) würzen. Dazu passt Couscous, Reis oder Polenta. Ein Blitzessen!

ad d): Chinakohl mit Äpfeln

feingeschnittenen Chinakohl mit blättrig geschnittenen Äpfeln mischen, Salatmarinade aus Essig, Salz, Senf und Olivenöl drüber, gut durchmischen. Schmeckt fruchtig und saftig und ist bei uns gerade sehr beliebt.

 

 

 

 

Thema: Lebensmittel, Ich mach mir Gedanken, Kochen, Rezepte | Comments Off | Autor: sonja