Ungeduld im Februar
Ungeduld ist die Todsünde des Gärtners schreibt Ute Woltron im Rondo vom 16. Februar 2008, und meint damit: es hat keinen Sinn, die Samen für das Gemüsebeet zu früh in die Erde zu stecken, denn die Zeit bis zum Auspflanzen ist einfach noch zu lang. Ungeduld in gärtnerischer Hinsicht wird mit langen, schwächlichen, wässrigen Pflanzen bestraft, die spätestens kurz vor der Ernte k.o. geben. Also bitte Geduld, liebe Gärtnerinnen und Gärtner!
Aber was ist mit der Ungeduld der Köchin und der Essenden, wenn es Ende Februar wird, weit und breit (zumindest bei uns) kein frisches Grünzeug in Sicht ist und Karotten, Chinakohl und Kraut gewisse Unlustgefühle erzeugen? Im Supermarkt gibt es Eissalat, Paprika und Tomaten aus den plastikbedeckten Landschaften Spaniens, Frühlingszwiebel und Zucchini aus Italien (ist zumindest geografisch näher). Ungeduldige, die hier zugreifen, werden mit tendenziell geschmacklosem Essen bestraft und viele wahrscheinlich auch mit einem schlechten Gewissen (lange Transportwege, hoher Energieeinsatz, Klimakiller!).
Wir ÖsterreicherInnen essen schließlich lieber regionale Lebensmittel. Das haben wir jetzt auch amtlich, denn so steht es im Lebensmittelbericht 2008, den Landwirtschaftsminister Josef Pröll vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Danach ist die österreichische Herkunft das wichtigste Kriterium für den Kauf von Lebensmitteln, gefolgt von Qualität, Regionalität und Frische.
Quelle: Lebensmittelbericht 2008, S. 153
Allerdings spielt die österreichische Herkunft vor allem bei Milch, Butter und Schweinefleisch eine große Rolle. Bei Obst und Gemüse ist zwar die Frische das wichtigste Kriterium für die Kaufentscheidung, nicht aber die österreichische Herkunft. Das gibt mir zu denken: Ist denn nicht gerade bei den meisten Obst- und Gemüsesorten ein kurzer Transportweg mit größtmöglicher Frische verbunden? Oder wurden die Daten vielleicht im Februar erhoben, wo wir alle schon ein bisschen leiden unter dem eingeschränkten Angebot an regionalem Obst und Gemüse?
Wie auch immer, Auswege gibt es: Sie reichen von
a) mehr Geduld aufbringen, über
b) den Eigenanbau von Kresse am Fensterbrett,
c) die gelegentliche Verwendung von Tiefkühlgemüse bis zu
d) vermehrten Anstrengungen was den kreativen Einsatz von Lagergemüse betrifft.
Ich persönlich entscheide mich für einen Mix aus all dem. Hat jemand eine bessere Idee?
ad c): Blattspinat mit Kokosmilch:
Für 3 Personen ca. 400 Gramm Blattspinat (TK) mit ein wenig Butter und Wasser dünsten. Mit Salz, einer Prise Muskat und einem kräftigen Schuss Kokosmilch (Tetrapack) würzen. Dazu passt Couscous, Reis oder Polenta. Ein Blitzessen!
ad d): Chinakohl mit Äpfeln
feingeschnittenen Chinakohl mit blättrig geschnittenen Äpfeln mischen, Salatmarinade aus Essig, Salz, Senf und Olivenöl drüber, gut durchmischen. Schmeckt fruchtig und saftig und ist bei uns gerade sehr beliebt.